Alles, was wir sind, ist das Ergebnis dessen, was wir dachten
Buddha

Dienstag, 8. September 2015

Vanakkam Chennai


…bedeutet in etwa „Hallo Chennai“ und ist gleichzeitig der Titel eines tamilischen Comedy Films, dessen Handlung zum einem großen Teil von Missverständnissen und Chaos geprägt ist, in dem aber die beiden Hauptcharaktere letztendlich zueinander finden. Im übertragenen Sinne charakterisiert dies meine Beziehung zu der Stadt sehr gut.

Ich habe Chennai vor ein paar Tagen kennengelernt und es war wie im Film Liebe auf den zweiten Blick. Als ich in Chennai Central aus dem Zug stieg, war mein erster Gedanke: CHAOS! Ich stand alleine mitten in dieser Riesenstadt, wollte zum Government Museum in einem anderen Viertel und hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich dorthin gelangen sollte. Der Weg, der im Reiseführer den Eindruck erweckt hatte, er sei zu Fuß gut zu bewältigen, stellte sich relativ schnell als Schnellstraße ohne Gehweg heraus. Als ich schließlich in einer völlig überteuerten Autorickshaw am Museum ankam, zeigte mir die Stadt zum ersten Mal eine ihrer guten Seiten: Die dortige Sammlung  teilweise über tausend Jahre alter hinduistischer Skulpturen ist hervorragend.

Das Glück hielt nicht an. Auf dem Rückweg saß ich nach den widersprüchlichen Angaben fünf verschiedener Menschen, welche Bahnverbindung richtige sei, im falschen Bahnhof, was die Dauer der Rückfahrt  ungefähr verdoppelte.

Am nächsten Tag beschloss ich dennoch, Chennai eine zweite Chance zu geben. Im Zug mir gegenüber saß ein junges Mädchen. Sie erzählte mir von ihrem Bruder, der in Schweden studiert, zeigte mir mit ihrem Handy Fotos von jedem Zimmer seines schwedischen Hauses und brachte mich auf meine Frage hin direkt zum richtigen Bus nach Marina Beach, den ich ohne ihre Hilfe niemals gefunden hätte. Nach einem ausgiebigen Strandspaziergang und einem Treffen mit Freunden aus Deutschland in einer der klimatisierten Malls der Stadt machte ich mich glücklich auf den Weg nach Hause, als ich mich plötzlich alleine in der Dunkelheit an einem mir unbekannten Ort wiederfand. Dies war eine Situation, die ich vom Vortag kannte und die nichts Gutes verhieß…

„Excuse me madam, where are you going?“ Meine Rettung war nur wenig älter als ich, arbeitete bei Mercedes Benz und musste in dieselbe Richtung. Sie brachte mich zum Zug und passte auf, dass ich zu meiner Sicherheit im Ladies Coach reiste.  Ich habe in diesen zwei Tagen etwas gelernt: In Chennai braucht man vor allem eines: Freunde!

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