…ist
das tamilische Wort für neu. Neu war in den letzten zwei Wochen vieles.
Einmal
im Jahr findet in der Region Chennai ein von Hyundai gesponsertes Camp statt.
Zu diesem Zweck kommen etwa 200 koreanische Studenten nach Indien, um in den
hiesigen Dörfern Schulen zu renovieren, Toiletten zu bauen oder Unterricht zu
geben.
Verantwortlich
für die Organisation dieses Camps ist FSL India, was mir die Chance bot, daran
ebenfalls teilzunehmen. Insgesamt 14 Tage lang renovierten mein Team und ich
die Grundschule des Dorfes Sengadu, einen trostlosen Komplex mit verwahrlostem
Schulhof und kaputten Wasserhähnen. Hätten
wir die Veränderung nicht jeden Tag selbst mit verfolgt; es wäre nicht zu
glauben gewesen, dass es sich bei dem Ort, den wir zu Ende der zwei Wochen verließen,
um dieselbe Schule handelte. Die Wände hatten Farbe und bunte Zeichnungen erhalten,
vor dem Hauptgebäude erstreckte sich eine breite Fläche zum Spielen frei von
Müll, Backsteinen oder Löchern, und die Wasserhähne funktionierten einwandfrei.
Ich
bin dennoch der Ansicht, dass der eigentliche Zweck des Camps nicht die
Renovierung selbst ist. Es ist lernen. Südkorea war für mich lange ein Land,
das auf der Weltkarte existierte, dessen Hauptstadt ich kannte und dessen
Geschichte ich in meiner Schulzeit kurz behandelt hatte. Ich wusste nichts über
das dortige Leben, womit Studenten dort ihre freie Zeit verbringen, was sie
bewegt, worauf sie hoffen. Im Gegenzug kannten viele meiner koreanischen
Mitfreiwilligen Indien nur aus
Erzählungen anderer. Ich fühlte mich in manchen Situationen stark an meine
eigenen ersten Tage hier erinnert. Wenn ich ungläubig gefragt wurde, wie man
hier mit dem Linienbus fahren könne, dachte ich daran zurück, wie ich diese
Frage in meiner ersten Woche selbst gestellt hatte. Deutschland kannten viele
jedoch überraschend gut. „Sprichst du Deutsch?“ fragte mich unsere koreanische
Teamleiterin in astreiner Aussprache am ersten Tag. Die nächste Frage war: „ Do
you know Schweinshaxe?“, gefolgt von „I have been to Heidelberg!“.
Ich
danke meinen koreanischen Mitfreiwilligen für zwei sehr interessante Wochen!
Als mich mein Team im Office fragte, was ich aus dem Camp gelernt habe, war
meine Antwort: „Eine Menge Neues.“