Alles, was wir sind, ist das Ergebnis dessen, was wir dachten
Buddha

Dienstag, 2. Februar 2016

Putiya


…ist das tamilische Wort für neu. Neu war in den letzten zwei Wochen vieles.

Einmal im Jahr findet in der Region Chennai ein von Hyundai gesponsertes Camp statt. Zu diesem Zweck kommen etwa 200 koreanische Studenten nach Indien, um in den hiesigen Dörfern Schulen zu renovieren, Toiletten zu bauen oder Unterricht zu geben.

Verantwortlich für die Organisation dieses Camps ist FSL India, was mir die Chance bot, daran ebenfalls teilzunehmen. Insgesamt 14 Tage lang renovierten mein Team und ich die Grundschule des Dorfes Sengadu, einen trostlosen Komplex mit verwahrlostem Schulhof und kaputten Wasserhähnen.  Hätten wir die Veränderung nicht jeden Tag selbst mit verfolgt; es wäre nicht zu glauben gewesen, dass es sich bei dem Ort, den wir zu Ende der zwei Wochen verließen, um dieselbe Schule handelte. Die Wände hatten Farbe und bunte Zeichnungen erhalten, vor dem Hauptgebäude erstreckte sich eine breite Fläche zum Spielen frei von Müll, Backsteinen oder Löchern, und die Wasserhähne funktionierten einwandfrei.

Ich bin dennoch der Ansicht, dass der eigentliche Zweck des Camps nicht die Renovierung selbst ist. Es ist lernen. Südkorea war für mich lange ein Land, das auf der Weltkarte existierte, dessen Hauptstadt ich kannte und dessen Geschichte ich in meiner Schulzeit kurz behandelt hatte. Ich wusste nichts über das dortige Leben, womit Studenten dort ihre freie Zeit verbringen, was sie bewegt, worauf sie hoffen. Im Gegenzug kannten viele meiner koreanischen Mitfreiwilligen  Indien nur aus Erzählungen anderer. Ich fühlte mich in manchen Situationen stark an meine eigenen ersten Tage hier erinnert. Wenn ich ungläubig gefragt wurde, wie man hier mit dem Linienbus fahren könne, dachte ich daran zurück, wie ich diese Frage in meiner ersten Woche selbst gestellt hatte. Deutschland kannten viele jedoch überraschend gut. „Sprichst du Deutsch?“ fragte mich unsere koreanische Teamleiterin in astreiner Aussprache am ersten Tag. Die nächste Frage war: „ Do you know Schweinshaxe?“, gefolgt von „I have been to Heidelberg!“.

Ich danke meinen koreanischen Mitfreiwilligen für zwei sehr interessante Wochen! Als mich mein Team im Office fragte, was ich aus dem Camp gelernt habe, war meine Antwort: „Eine Menge Neues.“