… wurde am 10. Januar dieses
Jahres im Bundesstaat Jammu & Kaschmir von Hindunationalisten entführt und
in einem Hindutempel festgehalten. Ihre Peiniger, darunter Angehörige von Narendra
Modi’s Partei BJP, vergewaltigten und folterten sie mehrfach, bis sie am 17.
Januar schließlich stranguliert und im Wald verscharrt wurde. Während dieser Ereignisse
stand sie unter Einfluss von starken Beruhigungsmitteln, die ihr zwangsweise verabreicht wurden. Asifa war acht Jahre alt.
Das Mädchen gehörte dem
muslimischen Volksstamm der Gujjar Nomaden an, die sich während der
Wintermonate ins tiefer gelegene Jammu begeben um Grasland für ihre Pferde zu
finden. Dies geschieht meist mit Einverständnis der lokalen Bauern, jedoch kam
es in den letzten Jahren immer wieder zu Spannungen. Hinzu kommt, dass die
Gujjar im hinduistisch dominierten Jammu eine religiöse Minderheit bilden.
Der Fall erregte unmittelbar
nachdem er sich ereignet hatte nicht viel Aufsehen, gelangte aber drei Monate
später an die Öffentlichkeit, als die BJP offen Proteste zur Unterstützung der
Vergewaltiger abhielt. Während der gesamten polizeilichen Untersuchung kam es
zu Behinderungen durch Hindunationalisten, die sich auf die Seite der
Angeklagten stellten. Zunächst war es Asifa’s Vater nicht möglich, seine
Tochter vermisst zu melden, da der örtliche Polizeibeamte ihm eröffnete, Asifa
sei wahrscheinlich mit einem Verehrer weggerannt und es sei keine Untersuchung nötig.
Zu diesem Zeitpunkt war einer der Polizisten unter den Vergewaltigern und zwei
weitere hatten Bestechungsgelder erhalten um die Tat zu vertuschen. Später
versuchten hindunationalistische Anwälte in einer Demonstration zu verhindern,
dass der Fall das Landesgericht von Jammu & Kaschmir erreichte. Zeitgleich
begaben sich hundert Frauen in Hungerstreik zur Unterstützung der
Vergewaltiger.
Als diese Details bekannt
wurden, kam es in ganz Indien zu Demonstrationen. Während die Mehrheit für
Asifa und ihren Volkstamm kämpft, gibt es auffallend viele Gegenproteste. Das Hauptargument der Hindunationalisten ist,
dass der Fall nur deshalb Prominenz erhält, weil das Opfer muslimischen
Glaubens ist. Ein BJP Abgeordneter argumentierte, dass die Tat nicht von Hindus
begangen worden sein könne, da sie in Kaschmir passiert sei und in Kaschmir
ausschließlich Pakistanische Agenten handelten. Premier Modi blieb auffallend
lange still. In den sozialen Medien zeichnete sich eine klare Spaltung der
indischen Gesellschaft ab. Während viele Solidarität mit Asifa bekundeten,
argumentierte die andere Seite, dass der Fall künstlich gehypt werde, um die
BJP schlecht darzustellen und dass täglich Hindu Frauen vergewaltigt würden,
deren Fall nie an die Öffentlichkeit gelange. Wieder andere verbreiten
Verschwörungstheorien, demnach die Muslimische Volksgruppe der Rohingya, die angeblich
in der Nähe ein Camp hatten verantwortlich für den Fall waren. Muslime wurden auf
Facebook als Volksverräter und Antinationalisten gebrandmarkt und direkt
beschimpft.
Man führe sich vor Augen,
dass hier mehr Konflikte, als nur die Gewalt gegen Frauen Ausdruck finden:
1.
Asifa war
muslimischen Glaubens und wurde von Hindunationalisten gezielt wegen ihrer
Religion als Opfer ausgewählt
2.
Asifa war Angehörige
eines Nomadenstammes, der sich im Konflikt mit lokalen Bauern befand. Die Täter
hofften, durch die Vergewaltigung die Gujjar aus der Gegend zu vertreiben
3.
Die Tat fand
in einem Tempel, einem Ort, der als heilig gilt, statt
4.
Die indische
Regierungspartei BJP organisierte offene Solidaritätsbekundungen für die Vergewaltiger
Diese Faktoren sind dafür
verantwortlich, dass die Situation zum landesweiten Skandal wurde. Der Fall Asifa
polarisiert. Menschen, deren politische Ausrichtung bisher nicht bekannt war,
ergreifen nun Partei für eine der beiden Seiten. Ich kam gestern in Bangalore an
einer Solidaritätsbekundung für Asifa nahe der MG Road vorbei. Ich hoffe, dass
die Menschen, die dort Kerzen anzündeten und Plakate hinterließen, etwas
bewegen können. Der Hintergrund dieses Blogs zeigt meine persönliche Kerze für
Asifa. Sie wird so lange bestehen bleiben, bis die Täter nach indischem Gesetz
verurteilt sind und ihre Strafe angetreten haben.