Matham
… ist das tamilische Wort für Religion. Diese habe ich in
einem indischen Dorf in sehr lebendiger Form miterleben dürfen.
Im hinduistischen Monat Aadi finden in den Dörfern in der
Umgebung von Chennai der Göttin Amman gewidmete Festivals statt, bei denen
Gläubige über glühende Kohle gehen um ihre Treue zu Gott unter Beweis zu
stellen. Im Heimatdorf meiner Gastfamilie geschah dies letzten Sonntag und ein
verwandter Junge nahm daran teil. Ich will versuchen, den Abend zu beschreiben.
Am späten Nachmittag trafen wir uns an einem Sammelplatz um
die Teilnehmer für ihre Aufgabe vorzubereiten. Ihre Körper wurden mit gelber
Paste eingeschmiert um sie herunter zu kühlen und auf dem Kopf und um den Hals
trugen sie Blumenketten. Außerdem hielten viele ein paar Zweige des Neembaums
in der Hand, die heilende Wirkung haben. Gegen sechs Uhr begann aus
hinduistischer Sicht die günstige Zeit des Tages. Wir ließen die Teilnehmer am
Sammelplatz zurück und fuhren zum eigentlichen Ort des Geschehens, wo bereits
ein Feld heißer Glut vorbereitet war. Das ganze Dorf war mit
Lichtinstallationen und bunten Lampions geschmückt. Als schließlich die
Prozession der Teilnehmer, begleitet von Feuerwerk und Trommeln, eintraf,
begannen die Zuschauer laut „Govinda! Govinda!“ zu rufen, um das Interesse
Gottes auf das Geschehen zu lenken. Schließlich liefen die teilnehmenden Männer
grüppchenweise über die Glut. Ich muss sagen, dass mich das persönlich sehr
beeindruckt hat, denn die meisten spazierten durch das glühende Feld, als
liefen sie über Rollrasen. Als wir unseren Verwandten nach Ende des Festivals
befragten, erzählte er, er habe die Hitze nicht gespürt.
Für mich war dieser Abend eine sehr einzigartige Erfahrung
lebendiger Religion und ich bin sehr
dankbar, dass ich ihn erleben durfte!
Gang über die Glut |
Lichtinstallation der Göttin Amman |
Kolam |