Alles, was wir sind, ist das Ergebnis dessen, was wir dachten
Buddha

Dienstag, 19. Januar 2016

Pongal


… ist eine Art Erntedankfest, das am vorigen Wochenende von den hinduistischen Familien gefeiert wurde. Es dient dazu, dem Sonnengott Surya für das Wachstum der Pflanzen zu danken und leitet zugleich das neue Jahr ein. Wie bei jedem festlichen Anlass darf die Familie selbstverständlich nicht fehlen.

Freitag, 15.1.2016,Hauptfeiertag

7 Uhr: Ich werde von lautem Geschrei geweckt, gepaart von gelegentlichem Hämmern an meine Zimmertür. 3 Kinder, zwei, vier und sieben Jahre alt, können nicht verstehen, wie man an einem solchen Tag auch nur daran denken kann, auszuschlafen

9 Uhr: Inzwischen sind alle wach, die Kinder springen auf dem Sofa und schreien um die Wette: „Pongal! Pongal!“ Währenddessen wird der Hausaltar vorbereitet: Götterbilder sowie Öllampen erhalten Punkte aus rotem Kumkum Puder, auf einem Bananenblatt wird davor das Festessen ausgebreitet. Es gibt, wie könnte es anders sein, Pongal, ein traditionelles Reisgericht, das sowohl in süßer als auch in herzhafter Ausführung existiert.

Mittag: Die Familie macht sich auf den Weg zur Dachterrasse, zwei Bambusstöcke, einen Teil des Essens sowie eine Öllampe und eine Glocke im Schlepptau. Man sucht eine geeignete Stelle, die gründlich gesäubert und mit einem Kolam versehen wird. Die Bambusstöcke bilden darüber ein Dreieck. Dies ist der Höhepunkt des Festes: Das Gebet an Surya, der sich jedoch an diesem Tag hinter einer Wolke Smog nur erahnen lässt. Die Lampe wird dreimal im Uhrzeigersinn im Kreis bewegt, dazu läutet man die Glocke um Gott auf das Geschehen aufmerksam zu machen. Surya aber verweilt hartnäckig hinter seiner Wolke.

13 Uhr: Zurück in der Wohnung werden Bananenblätter verteilt, man lässt sich zum Mittagessen nieder. Die Speisen wurden zuvor  im Gebet von Gott gesegnet.

Nachmittag: Nach einem kollektiven Mittagsschlaf wird ausgiebig Fernsehen geschaut, während die Zweijährige unsere Fußmatte mit dem Nagellack meiner Gastschwester verziert. Diese jedoch ist von dem entstandenen Kunstwerk wenig begeistert, was der Kleinen eine Schimpftirade einbringt.

18 Uhr: Ich spiele mit dem Siebenjährigen Ball, als meine Gastmutter mit einer Schaufel gerösteter Erdnüsse hereinkommt. Er hätte sie nicht besser treffen können; die Erdnüsse fliegen durchs Zimmer.

19 Uhr: nach einem schnellen Abendessen machen wir uns auf den Weg ins örtliche Kino um uns den neuesten Tamil Film anzusehen. Das Publikum fiebert mit; bei besonders spannenden Stellen wird gepfiffen, gejohlt und Beifall geklatscht.

Als wir kurz nach Mitternacht wieder zu Hause ankommen, fallen wir müde und glücklich ins Bett.

P.S.: Ich wünsche allen Lesern dieses Blogs ein schönes neues Jahr 2016!