… ist eine Art Erntedankfest, das am vorigen Wochenende
von den hinduistischen Familien gefeiert wurde. Es dient dazu, dem Sonnengott
Surya für das Wachstum der Pflanzen zu danken und leitet zugleich das neue Jahr
ein. Wie bei jedem festlichen Anlass darf die Familie selbstverständlich nicht
fehlen.
Freitag, 15.1.2016,Hauptfeiertag
7 Uhr: Ich werde von lautem Geschrei geweckt, gepaart von
gelegentlichem Hämmern an meine Zimmertür. 3 Kinder, zwei, vier und sieben Jahre
alt, können nicht verstehen, wie man an einem solchen Tag auch nur daran denken
kann, auszuschlafen
9 Uhr: Inzwischen sind alle wach, die Kinder springen auf
dem Sofa und schreien um die Wette: „Pongal! Pongal!“ Währenddessen wird der
Hausaltar vorbereitet: Götterbilder sowie Öllampen erhalten Punkte aus rotem
Kumkum Puder, auf einem Bananenblatt wird davor das Festessen ausgebreitet. Es
gibt, wie könnte es anders sein, Pongal, ein traditionelles Reisgericht, das
sowohl in süßer als auch in herzhafter Ausführung existiert.
Mittag: Die Familie macht sich auf den Weg zur Dachterrasse,
zwei Bambusstöcke, einen Teil des Essens sowie eine Öllampe und eine Glocke im
Schlepptau. Man sucht eine geeignete Stelle, die gründlich gesäubert und mit
einem Kolam versehen wird. Die Bambusstöcke bilden darüber ein Dreieck. Dies
ist der Höhepunkt des Festes: Das Gebet an Surya, der sich jedoch an diesem Tag
hinter einer Wolke Smog nur erahnen lässt. Die Lampe wird dreimal im
Uhrzeigersinn im Kreis bewegt, dazu läutet man die Glocke um Gott auf das
Geschehen aufmerksam zu machen. Surya aber verweilt hartnäckig hinter seiner
Wolke.
13 Uhr: Zurück in der Wohnung werden Bananenblätter
verteilt, man lässt sich zum Mittagessen nieder. Die Speisen wurden zuvor im Gebet von Gott gesegnet.
Nachmittag: Nach einem kollektiven Mittagsschlaf wird
ausgiebig Fernsehen geschaut, während die Zweijährige unsere Fußmatte mit dem
Nagellack meiner Gastschwester verziert. Diese jedoch ist von dem entstandenen
Kunstwerk wenig begeistert, was der Kleinen eine Schimpftirade einbringt.
18 Uhr: Ich spiele mit dem Siebenjährigen Ball, als meine
Gastmutter mit einer Schaufel gerösteter Erdnüsse hereinkommt. Er hätte sie
nicht besser treffen können; die Erdnüsse fliegen durchs Zimmer.
19 Uhr: nach einem schnellen Abendessen machen wir uns auf
den Weg ins örtliche Kino um uns den neuesten Tamil Film anzusehen. Das
Publikum fiebert mit; bei besonders spannenden Stellen wird gepfiffen, gejohlt
und Beifall geklatscht.
Als wir kurz nach Mitternacht wieder zu Hause ankommen,
fallen wir müde und glücklich ins Bett.
P.S.: Ich wünsche allen Lesern dieses Blogs ein schönes
neues Jahr 2016!