… ist der Titel eines
Epos des Sufi Dichters Malik Muhammad Jayasi. Es erzählt die Geschichte der
Königin Padmavati von Chittoor, die für ihre außergewöhnliche Schönheit über
Königreiche hinweg bekannt ist. Als Alauddin Khilji, Sultan von Delhi, Chittoor
erobert und von dessen König Ratan Singh Padmavati als Tribut fordert,
entbrennt ein Krieg der beiden Herrscher um die schöne Königin. Ratan Singh
wird von Alauddin gefangen genommen und nach Delhi verschleppt, während
Padmavati die Befreiung ihres Mannes plant. Als Alauddin Khilji Ratan Singh
in einer finalen Schlacht besiegt, begehen Padmavati und die Frauen der Krieger
Sati um Gefangenschaft und Sklaverei zu entkommen.
Während historische
Belege für die Existenz Ratan Singhs und Alauddin Khiljis bestehen, ist
Padmavati höchstwahrscheinlich eine rein mythologische Figur. Sie wird erstmals
in Jayasis Epos, das 200 Jahre nach der Eroberung Chittoors entstand, erwähnt.
In manchen Gegenden Rajasthans gilt die Königin jedoch bis heute als Gottheit
und wird als Vorbild für Frauen wahrgenommen.
Der indische Regisseur
Sanjay Leela Bhansali adaptierte das Epos in seinem Film Padmaavat, einem der
teuersten Filme, die je in Bollywood produziert wurden.
Schon während der
Produktion des Films gab es in mehreren Bundesstaaten Indiens Proteste, meist
ausgehend von radikal hindunationalistischen Gruppierungen. Der Hauptgrund war
die Vermutung, der Film könne eine romantische Szene zwischen der Hindu Königin
Padmavati und dem muslimischen Herrscher des Delhi Sultanats enthalten. Hindunationalisten
argumentierten, der Film sei historisch inakkurat und stelle die Königin Padmavati
als moralisch locker dar. Besonders eine Szene, die einen Tanz der Königin
zeigt, wurde heftig kritisiert, da die Hüfte der Darstellerin zu sehen ist. Weitere Proteste kamen von feministischen
Organisationen gegen die Darstellung des Rituals Sati (Witwenverbrennung) zu Ende
des Films.
Am 25 Januar dieses Jahres,
mehr als einen Monat nach dem geplanten Datum, durfte Padmaavat erstmals in der
Öffentlichkeit gezeigt werden. Die Premiere war begleitet von weiteren
Protesten in mehreren Staaten. Die Kontroverse um den Film spiegelt eine
generelle Stimmung in Indien wieder, die sich seit Monaten immer stärker in der
Öffentlichkeit zeigt. Es ist eine Spannung zwischen erstarkenden hindunationalistischen
Gruppierungen und sozialen Minderheiten sowie Liberalen. Obwohl Padmaavat keine
romantische Szene zwischen Alauddin Khilji und Padmavati enthält, war allein
das Gerücht ausreichend für gewaltsame Proteste.
Ich sah Padmaavat vor ein
paar Tagen in einem Kino in Bangalore. Mir scheint es, Alauddin Khiljis
Darstellung als machtgierig und skrupellos entgegen historischer Belege hätte
die Basis für Proteste von der muslimischen Seite bieten können. Diese bleiben
jedoch weitgehend aus.