Alles, was wir sind, ist das Ergebnis dessen, was wir dachten
Buddha

Freitag, 2. Februar 2018

Padmaavat

… ist der Titel eines Epos des Sufi Dichters Malik Muhammad Jayasi. Es erzählt die Geschichte der Königin Padmavati von Chittoor, die für ihre außergewöhnliche Schönheit über Königreiche hinweg bekannt ist. Als Alauddin Khilji, Sultan von Delhi, Chittoor erobert und von dessen König Ratan Singh Padmavati als Tribut fordert, entbrennt ein Krieg der beiden Herrscher um die schöne Königin. Ratan Singh wird von Alauddin gefangen genommen und nach Delhi verschleppt, während Padmavati die Befreiung ihres Mannes plant. Als Alauddin Khilji Ratan Singh in einer finalen Schlacht besiegt, begehen Padmavati und die Frauen der Krieger Sati um Gefangenschaft und Sklaverei zu entkommen.
Während historische Belege für die Existenz Ratan Singhs und Alauddin Khiljis bestehen, ist Padmavati höchstwahrscheinlich eine rein mythologische Figur. Sie wird erstmals in Jayasis Epos, das 200 Jahre nach der Eroberung Chittoors entstand, erwähnt. In manchen Gegenden Rajasthans gilt die Königin jedoch bis heute als Gottheit und wird als Vorbild für Frauen wahrgenommen.
Der indische Regisseur Sanjay Leela Bhansali adaptierte das Epos in seinem Film Padmaavat, einem der teuersten Filme, die je in Bollywood produziert wurden.
Schon während der Produktion des Films gab es in mehreren Bundesstaaten Indiens Proteste, meist ausgehend von radikal hindunationalistischen Gruppierungen. Der Hauptgrund war die Vermutung, der Film könne eine romantische Szene zwischen der Hindu Königin Padmavati und dem muslimischen Herrscher des Delhi Sultanats enthalten. Hindunationalisten argumentierten, der Film sei historisch inakkurat und stelle die Königin Padmavati als moralisch locker dar. Besonders eine Szene, die einen Tanz der Königin zeigt, wurde heftig kritisiert, da die Hüfte der Darstellerin zu sehen ist.  Weitere Proteste kamen von feministischen Organisationen gegen die Darstellung des Rituals Sati (Witwenverbrennung) zu Ende des Films.
Am 25 Januar dieses Jahres, mehr als einen Monat nach dem geplanten Datum, durfte Padmaavat erstmals in der Öffentlichkeit gezeigt werden. Die Premiere war begleitet von weiteren Protesten in mehreren Staaten. Die Kontroverse um den Film spiegelt eine generelle Stimmung in Indien wieder, die sich seit Monaten immer stärker in der Öffentlichkeit zeigt. Es ist eine Spannung zwischen erstarkenden hindunationalistischen Gruppierungen und sozialen Minderheiten sowie Liberalen. Obwohl Padmaavat keine romantische Szene zwischen Alauddin Khilji und Padmavati enthält, war allein das Gerücht ausreichend für gewaltsame Proteste. 

Ich sah Padmaavat vor ein paar Tagen in einem Kino in Bangalore. Mir scheint es, Alauddin Khiljis Darstellung als machtgierig und skrupellos entgegen historischer Belege hätte die Basis für Proteste von der muslimischen Seite bieten können. Diese bleiben jedoch weitgehend aus.