…ist der Titel der
indischen Nationalhymne. Übersetzt bedeutet er in etwa „Herrscher über den Geist
des Volkes“.
Das Lied stammt von dem
indischen Dichter Rabindranath Tagore und entstand während des Unabhängigkeitskampfes.
Es ist in Bengali verfasst und rühmt das Mutterland, dessen Lob aus den Herzen
der Menschen aller indischen Regionen spricht.
Seit Ende letzten Jahres
existiert in Indien ein Gesetz, das Kinobetreiber verpflichtet, die Hymne vor
jedem Film zu spielen. Dabei müssen die Türen geschlossen sein, damit es nicht
möglich ist, durch Kommen und Gehen das Lied zu entehren und jeder Kinobesucher
ist verpflichtet, aufzustehen. Auf dem Bildschirm wird der Text vor dem
Hintergrund der indischen Flagge gezeigt.
Ziel des Gesetzes ist,
ein Gefühl des Patriotismus zu fördern, welches laut dem indischen Supreme
Court beinhaltet, die Flagge und die Nationalhymne zu respektieren. Ein solches
Gesetz existierte bereits in den Zeiten des Kriegs mit China, wurde jedoch
später wieder aufgehoben, da die meisten Kinobesucher die Hymne ignorierten und
behielt nur in Goa und Maharashtra Gültigkeit. Dass es als Antwort auf die
Situation in Kashmir wieder indienweit eingeführt wurde, spricht eine eindeutige
Sprache.
Mit der Einführung der Nationalhymne
vor Kinofilmen gelangte der Fall eines gehbehinderten Herren an die
Öffentlichkeit, der in einem Kino von einem Paar misshandelt wurde, da er
während der Hymne nicht aus seinem Rollstuhl aufstand. Das Resultat war ein
Urteil des Supreme Courts, dass wer nicht in der Lage ist, zu stehen, nicht
aufstehen muss. Diese Situation führt eine gewisse Ironie vor Augen. Die Nationalhymne
entehrt jedoch nicht nur, wer sich nicht von seinem Sitz erhebt, sondern auch
wer auffallend falsch singt oder, ein Beispiel des Supreme Courts, den Text auf
„unangemessene Objekte“ (darunter fallen auch Pappteller) druckt.
Das erste Mal erlebte ich
Jana Gana Mana im Kino, als ich mir den Tamilischen Actionfilm „Singam 3“
anschauen wollte. Als ich den Kinosaal betrat, krähte ein kleines Mädchen in
der Reihe hinter mir bereits fröhlich den Text der Hymne. Als schließlich die
indische Flagge auf dem Bildschirm erschien, erhob sich das Publikum feierlich
und sang mit der Hand auf dem Herzen. Ich muss bei allem Respekt zugeben, dass
ich mir mit Mühe das Lachen verbiss angesichts der ernsten und konzentrierten
Stimmung kurz bevor Actionheld Surya als Polizist Durai Singam mit beachtlichen
Fähigkeiten im Nahkampf einen Gangster jagte. In meiner Erfahrung wurden
Nationalhymnen nur bei internationalen Events oder wichtigen Staatsereignissen
gespielt, was in meinen Augen definitiv zur Komik der Situation im Kino
beitrug.
Bisher scheint sich das
Gesetz zu bewähren und wird trotz Kritik von vielen Indern ernst genommen. Auf
mich hatte es trotz eines gelegentlichen Gefühls der Ironie immerhin die
Auswirkung, dass ich den Text nun sicher auswendig kann. Wer weiß, wo ich ihn in
Zukunft noch brauchen werde…