…der Indischen Verfassung untersagt Versammlungen von über
drei Personen im Falle eines außergewöhnlichen Zustandes der Sicherheitslage.
Staaten wie Jammu & Kashmir erfahren die Verhängung
dieses Paragraphen regelmäßig und auch in Delhi kam er 2012 zum Einsatz nachdem
die brutale Gruppenvergewaltigung einer Studentin Unruhen und Proteste
ausgelöst hatte.
Am Montag, dem 12.9.2016 verhängte die Regierung von
Karnataka Section 144 über Bangalore nachdem randalierende Mobs in
verschiedenen Stadtteilen Fahrzeuge in Brand gesetzt, Menschen
zusammengeschlagen und Geschäfte demoliert hatten. Auslöser der Unruhen war ein
uralter Disput zwischen Karnataka und Tamil Nadu über das Wasser das Kaveri
Rivers, der durch beide Staaten fließt. Schon während der Kolonialzeit stritt
man über die gerechte Verteilung des Wassers, das beiden Staaten als
Trinkwasser und zur Bewässerung von Feldern dient. 2002 legte der indische
Supreme Court eine Verteilung fest, die Karnataka in diesem Jahr wegen einer
Dürre anfocht; ein Versuch, der erfolglos blieb. Eine Regulierung des Supreme
Court, dass Karnataka seine vorgeschriebene Menge Wasser an Tamil Nadu
abzugeben habe, führte zu anti-Tamil Protesten in Bangalore.
Ich wurde auf die Proteste zunächst aufmerksam als ich durch
eine der Hauptstraßen Bangalores lief und sämtliche Geschäfte geschlossen vorfand. Auf dem
Heimweg begegneten mir mehrere Gruppen auf Motorrädern, die die rot-gelbe Fahne
Karnatakas schwangen. Ein paar Stunden später bat die Polizei alle Anwohner bis
auf weiteres ihre Häuser nicht zu verlassen. In mehreren Stadtteilen,
insbesondere an Busstationen von denen Busse nach Tamil Nadu abfahren,
randalierten wütende Mobs und setzen Fahrzeuge mit tamilischen Kennzeichen in
Brand.
Interessanter repräsentiert wird der Konflikt jedoch durch
die Kommentare auf Facebook, Twitter oder unter den Artikeln selbst. Die
Mehrheit appellierte dabei an das indische Nationalgefühl, das den Stolz miteinschließt,
in einem multikulturellen Land zu leben und einander zu respektieren. Andere
beschuldigten die Regierung, die Proteste
absichtlich zu organisieren um von anderen Problemen abzulenken und
wieder andere lobten die Randalierer und bekräftigten wie wichtig es sei, für
seinen Staat zu kämpfen. Entsprechend variierten die Hashtags von #Cauveryissue
zu #Wereallindians zu #nammakarnataka.
Die Regierung reagierte mit Polizei und paramilitärischen
Einsatzkräften, die mit Hilfe von Schlagstöcken und Tränengas für Ordnung
sorgten. Zwei Menschen starben in Gefechten mit der Polizei. Am Morgen des 14.
September herrschte Ruhe. Gespenstische Ruhe. Die Stadt war verunsichert,
traute der wiedergewonnen Normalität nicht. Ein Taxi, das ich an diesem Morgen
nahm, umfuhr Bangalore weiträumig. Seitdem ist es still geblieben in Indiens IT
Hauptstadt, ohne dass jedoch der Konflikt gelöst ist. Es ist ein gewaltsamer
Friede.
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