Alles, was wir sind, ist das Ergebnis dessen, was wir dachten
Buddha

Freitag, 16. September 2016

Section 144

…der Indischen Verfassung untersagt Versammlungen von über drei Personen im Falle eines außergewöhnlichen Zustandes der Sicherheitslage.
Staaten wie Jammu & Kashmir erfahren die Verhängung dieses Paragraphen regelmäßig und auch in Delhi kam er 2012 zum Einsatz nachdem die brutale Gruppenvergewaltigung einer Studentin Unruhen und Proteste ausgelöst hatte.
Am Montag, dem 12.9.2016 verhängte die Regierung von Karnataka Section 144 über Bangalore nachdem randalierende Mobs in verschiedenen Stadtteilen Fahrzeuge in Brand gesetzt, Menschen zusammengeschlagen und Geschäfte demoliert hatten. Auslöser der Unruhen war ein uralter Disput zwischen Karnataka und Tamil Nadu über das Wasser das Kaveri Rivers, der durch beide Staaten fließt. Schon während der Kolonialzeit stritt man über die gerechte Verteilung des Wassers, das beiden Staaten als Trinkwasser und zur Bewässerung von Feldern dient. 2002 legte der indische Supreme Court eine Verteilung fest, die Karnataka in diesem Jahr wegen einer Dürre anfocht; ein Versuch, der erfolglos blieb. Eine Regulierung des Supreme Court, dass Karnataka seine vorgeschriebene Menge Wasser an Tamil Nadu abzugeben habe, führte zu anti-Tamil Protesten in Bangalore.
Ich wurde auf die Proteste zunächst aufmerksam als ich durch eine der Hauptstraßen Bangalores lief und sämtliche  Geschäfte geschlossen vorfand. Auf dem Heimweg begegneten mir mehrere Gruppen auf Motorrädern, die die rot-gelbe Fahne Karnatakas schwangen. Ein paar Stunden später bat die Polizei alle Anwohner bis auf weiteres ihre Häuser nicht zu verlassen. In mehreren Stadtteilen, insbesondere an Busstationen von denen Busse nach Tamil Nadu abfahren, randalierten wütende Mobs und setzen Fahrzeuge mit tamilischen Kennzeichen in Brand.
Interessanter repräsentiert wird der Konflikt jedoch durch die Kommentare auf Facebook, Twitter oder unter den Artikeln selbst. Die Mehrheit appellierte dabei an das indische Nationalgefühl, das den Stolz miteinschließt, in einem multikulturellen Land zu leben und einander zu respektieren. Andere beschuldigten die Regierung, die Proteste  absichtlich zu organisieren um von anderen Problemen abzulenken und wieder andere lobten die Randalierer und bekräftigten wie wichtig es sei, für seinen Staat zu kämpfen. Entsprechend variierten die Hashtags von #Cauveryissue  zu #Wereallindians zu #nammakarnataka.

Die Regierung reagierte mit Polizei und paramilitärischen Einsatzkräften, die mit Hilfe von Schlagstöcken und Tränengas für Ordnung sorgten. Zwei Menschen starben in Gefechten mit der Polizei. Am Morgen des 14. September herrschte Ruhe. Gespenstische Ruhe. Die Stadt war verunsichert, traute der wiedergewonnen Normalität nicht. Ein Taxi, das ich an diesem Morgen nahm, umfuhr Bangalore weiträumig. Seitdem ist es still geblieben in Indiens IT Hauptstadt, ohne dass jedoch der Konflikt gelöst ist. Es ist ein gewaltsamer Friede.

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