…ist das Tamilische Wort für Liebe. Mein Jahr in Chennai
neigt sich dem Ende zu und wird in ein paar Wochen nahtlos in ein Studium von
Politikwissenschaft, Englisch und Geschichte an der Christ University in
Bangalore übergehen. Selbstverständlich wird dieser Blog auch in der neuen
Umgebung weitergeführt. Dennoch: Es ist Zeit für eine Liebeserklärung.
Chennai ist bei den meisten Indern, wie auch Freiwilligen
verhasst und das mit gutem Grund. Verglichen mit dem modernen und hippen
Bangalore erscheint die Stadt, in Phänotyp, wie in Mentalität, wie ein übergroßes Dorf. Chennai ist heiß,
staubig, konservativ, hart und stinkend, oder, wie einer meiner indischen
Freunde es gerne ausdrückt, „in your face.“ In Chennai herrscht Alkoholverbot,
wer versucht, sich mit einem Inder im falschen Hotel ein Zimmer zu nehmen, wird
wegen Prostitution auf die Polizeiwache gebracht und wer erwartet, dass ein
Autorickshawfahrer das Taxameter einschaltet, sollte seinen Sinn für Realität
überprüfen.
Zur gleichen Zeit ist Chennai wunderschön, es repräsentiert
alle Schichten der indischen Bevölkerung, es ist beeinflusst von Dubai, den
USA, Singapur, England und Mumbai zugleich, es ist geprägt von tamilischem
Stolz, und es herrscht eine Atmosphäre, die selbst seine härtesten Kritiker als
familiär bezeichnen. Chennai ist sympathisch, es ist Familie, Zuhause. Chennai
befindet sich in einer Umbruchsphase, in der noch nicht entschieden ist, wohin
die Reise geht. Alles scheint möglich.
Chennai hat den St Thomas Mount, der einen grandiosen Blick
über die Start- und Landebahnen des internationalen Flughafens bietet; Chennai
hat Besant Nagar, das zur Zeit des Unabhängigkeitskampfes Persönlichkeiten wie
Annie Besant und Rukmini Devi ein Zuhause bot und noch heute den Garten der
Theosophischen Gesellschaft, sowie die Kalakshetra Foundation für
traditionellen Tanz beherbergt. In Chennai findet man das alte Bazaarviertel
Georgetown, in dem von Weihnachtskarten
bis zu Glycerin alles zu haben ist und ein paar Kilometer weiter die Phoenix
Market City, in der die Oberschicht Klamotten von Chanel shoppt. Das im
Stadtteil Royapettah befindliche Sathyam Theatre behandelt reiche Jugendliche,
die sich mit ihren 300 Rupien Karten auf die guten Plätze setzen genauso, wie
Straßenkinder mit einer 10 Rupien Karte für den Rand der ersten Reihe. Es gibt
nichts Besseres als im zäh fließenden Verkehr am Abend aus dem Fenster eines
Busses von Koyambedu nach Adyar zu schauen und einen Blick auf den erleuchteten
Gandhi Mandapam, den Campus der Anna University, die Schaufenster der Läden, die
die Straße säumen und die verschiedenen Verkehrsteilnehmer selbst zu werfen.
Meine Liste, warum ich Chennai liebe ist endlos. Ich werde
Indien nicht verlassen, doch der Abschied von Tamil Nadu fällt mir schwer. Ich
werde regelmäßig von verschiedenen Indern ausgelacht, wenn ich sage, dass ich
mir in Karnataka wie ein Tamile vorkomme. Der Staat und Chennai insbesondere,
bieten mir ein Gefühl von zu Hause, wie ich es anfangs nicht für möglich
gehalten hätte. Mir bleibt nur eins zu sagen: Chennai, naan unnai kaadalikkiren.
Rompa rompa nandri. Ich liebe dich. Danke für alles.
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